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you need positive vibrations?

Es gibt sie ja noch…. diese anderen Geschichten. Die, die derzeit im allgemeinen Wahnsinn beinahe nicht bemerkt werden. Die jedoch passieren.

Es klingelt an der Tür. Ich muss eine Treppe runtergehen um die Tür zu öffnen. Auf halber Treppe sehe ich, es stehen zwei mir fremde junge Typen. Schwarze Haare. Mitte zwanzig. Ich mach auf dem Absatz kehrt und geh zurück in die Wohnung. Ich denke das sind zwei dubiose Mitarbeiter eines Inkassounternehmens, welches mich derzeit tyrannisiert. Die beiden klingeln weiter. Auf mach ich nicht. Schaue aus dem Fenster und überleg ob ich die Polizei rufen soll. Kein Scheiß. Ich spinne auch. Einer geht zum Wagen holt Stift und Zettel, klebt mir den Zettel hinter den Scheibenwischer. Mein kranker Kopf lässt mich weitere zehn Minuten warten. Die beiden Inkasso Moskau Typen könnten ja immer noch draußen weilen. Mein Verstand scheint die letzten Jahre völlig verloren. Denk ich. Im Nachhinein. Mein Sohn holt den Zettel hoch. Eine Nummer und der Name Ali stehen drauf. Ich immer noch mißtrauisch, ruf anonyom an. Ein Mensch auf der anderen Seite, der mir mitteilt, er hätte mein Portemorneie vor meinem Wagen gefunden. Er hat meinen Namen an der Klingel gefunden und wollte mir meine Sachen zurück geben. Meine kranken Gedanken weichen und nicht nur ein schlechtes Gewissen stellt sich neben undendlicher Freude ein, sondern so eine Dankbarkeit. So eine große Dankbarkeit. Ali und sein Freund kamen nach einer dreiviertelstunde erneut und brachten mir meine Sachen. Strahlend baten sie mich ich möge nachschauen, alles wäre noch da. Ich hab einen dicken Kloß im Hals, quatsche mit beiden, bedanke mich gefühlt 500 x. Ali sagt mir noch ich möge mein Portemorneie wie er in der Hose am Körper tragen. Es gäbe schließlich auch viele, die nichts zurück geben. Aber diese beiden Engel haben mir und auch ein wenig dem Rest der Welt gezeigt, dass eben nicht flächendeckend nur Vollidioten unterwegs sind. Und das es da draußen eine Menge tolle ehrliche Menschen gibt, endgegen dem Gefühl was sich manchmal breit macht, bei all dem Wahnsinn der täglich passiert. ❤ danke an die beiden Jungs nicht nur für all das materielle was sie mir zurück gegeben haben, sondern ganz besonders um das wundervolle Gefühl was sie mir geschenkt haben. Das wird einfach bleiben. Das Wissen, das es einen riesen Haufen großartiger Leute gibt….

96 Stunden

Solltest du dir auch mal gönnen. Steig doch einfach mal aus.

So wie ich.

96 Stunden ohne Zeitung. Kein Radio. Null Meldungen aus den sozialen Netzwerken. Ohne Telefonieren. Frei von Terminen. Ohne überhaupt wirklich was.

96 Stunden mit einer mir unbekannten Person im Raum. Ein fremder intensiver Geruch. Beklemmend. Mit der Zeit gewöhnte ich mich dran. An ihr schweres und lautes Atem in der Nacht  weniger. Wie auch nicht an das Nachtlicht. Tick Tack. Ein letzter Blick auf die Uhr zeigt halb drei. Das erste Buch ist durch. Alles ist fremd. Nichts mag ich anfassen.

96 Stunden die mit 1000 Seiten Lesestoff gefüllt wurden. Es war längst mal wieder an der Zeit. Tick Tack. Hin und wieder ein Blick auf die Uhr. Langsam bewegt sich der Zeiger. Ein Rätsel wurde gelöst. Wie lange ist das her. Einige Skizzen und Zeichnungen wurden fertig. Wieder geht der Blick zu Uhr.

96 Stunden ohne kochen. Ohne Versorgung der Lieben. Ohne Arbeit. Ohne Gassirunden. Ohne festen Auftrag. Wirklich ohne timeline. Wieder der Blick auf die Uhr schaute. Tick Tack. „Noch 40 Minuten“. Dann gibt es Abendbrot. Wo wir doch fast nie zur selben Zeit essen. In einem gewissen Zeitfenster schon. Aber nie zur selben Zeit. Hier ist alles in festen Bahnen. Und Strukturen.

96 Stunden, eine Welt da draußen ohne mich. Ich glaub s doch selber nicht, die Uhr lief einfach wirklich weiter. Die Nachrichten blieben die selben. Die Welt ging nicht unter. Tick Tack Tick.

Es ist wie aus einem fahrenden Zug galant einen Schritt nach rechts raus geschupst zu werden. Der Zug braust weiter. Ohne einen Blick zurück. Da stehst du nun und schaust lange fragend der Staubwolke hinterher. „Und was ist mit mir?“ Du mit deiner kleinen Tasche. Ein bisschen frische Wäsche. Rasierer, Nagellack und eine Haarkur ist natürlich auch dabei. Man weiß ja nie. Brauchst keine Uhr. Kein nichts. Alles geht einfach weiter. Nur ohne dich.

48 Stunden davon taten gut. Es fühlt sich merkwürdig an, sich um nichts zu kümmern. Intuitiv ist ständig das Gefühl da, irgendwas tun zu müssen. Gedanken schießen durch den Kopf. „Genug Auflage für die Schulbrote daheim?“ Getränke?“ Ach ja. Sind ja gar nicht daheim. „Ist noch Wäsche in der Maschine?“ Stimmt, noch vor dem Haus verlassen aufgehängt. „Was steht morgen auf dem Zettel?“  Kein Plan. „Sind Termine abgesagt?“ Ich hoffe. „Überweisung schon raus?“ „Ach shit, die Eno wollt die neue Tonne noch vor die Tür stellen“. Check, Nachbar anrufen:“. Laufen eigentlich Kurse ? Sonst alle Teilnehmer benachrichtigt? „Hat die Kröte ihre Wärme`?“ Wolltest doch noch dies, wolltest doch noch das. Kein Plan. Ich könnte es endlos fortführen.

Es fühlt sich merkwürdig an. Wenn ich heute weiß, dass ich in der kommenden Woche frei habe, dann nehme ich mir natürlich vor, diese Tage so richtig ausgiebig zu genießen. Mal entschleunigen. Dinge zu tun, für die sonst keine Zeit ist. Jemanden treffen, den ich schon lange nicht sah. Den linken Schrank aufräumen. In die Sauna. Frühstücken gehen. Alle aus dem Haus schicken und wieder ins Bett gehen. Eine Maske ins Gesicht schmieren. Entspannen. Das neue Fitnessstudio um die Ecke testen. Mal was außer der Reihe. Mal keinen Fixtermin. Die Küche streichen. Endlich. Die rechte Schublade aufräumen. Schuhe putzen. Eine neue Hose kaufen.  Einen Tag ans Meer fahren. Nichts tun… Ja, all das nimmt man sich gern vor. Urlaub. Ein paar geplante Tage Nichts-tun… ja ja… es geht wohl nicht anders, als das man hin und wieder aus dem fahrenden Zug unsanft geschmissen wird, um wirklich mal nichts zu tun….