Anna Lena nimmt das Kreuz ab. Die Mullahs lassen junge Mädchen und Frauen im Gefängnis vergewaltigen. Einer Jungfrau darf man nicht die Todesstrafe verhängen. Muss man wissen, wenn man sich ein wenig über den Tellerrand beugen möchte und seinen Blick gen Osten dreht. Mit wenig Aufwand findet man unzählige kaum erträgliche Videos was im Iran derzeit los ist. Mir ist es schleierhaft wie es hier so ruhig sein kann. Wobei, ganz ruhig ist es nicht. Musiker um den ganzen Globus herum unterstützen die mutigen Menschen im Iran im Kampf um Gleichberechtigung und ein selbstbestimmtes Leben. Politisch gesehen hab ich mir mehr erhofft. Viel mehr. Schließlich wurde groß mit feministischer Außenpolitik geworben. Hallo?! Ist da wer? Wo ist sie die politische Unterstützung für dieses Land von dem augenscheinlich so viele so wenig wissen? Zumindest unsere Generation weiß wenig. Meine Mutters Generation weiß noch sehr viel über den Iran. Aus einer anderen Zeit. Zurück zu heute. Heute warten wir nochmal ab und bitten darum, Demonstranten nicht weiter zu verprügeln. Ernsthaft ? Verprügeln? So wird das Morden an zig Menschen hier benannt.

Solange wir abwarten gibt es also Sanktionen. Das können wir gut. Das mit den Sanktionen. Nur treffen Sanktionen wie schon zu oft erfahren, diejenigen die eh schon mehr um ihre nächste Mahlzeit kämpfen müssen.

So bleibt es im profanen Alltag zu versinken, denn die tägliche Realität ist nicht auszuhalten. In all den schlimmen Zuständen, die die 1001 Brennherde derzeit mit sich bringen.

Und wo ist eigentlich der Aufschrei bezüglich Paragraf 130? Mal eben kurz geändert. Können wir auch gut in diesem Land. Grundgesetze und Paragrafen ändern. Ich fühle mich seit drei Jahren in einer vernebelten Dunstblase. Schwarz oder Weiß. Dazwischen darf nicht mehr. Konform oder raus. Bleib ich lieber bei raus und bin seit dem ein Nazi mit Aluhut. Nicht konform.

Wenn ich etwas anders machen könnte…. dann hätte ich meinen Kindern keine Uhr geschenkt. Und ich hätte für sie anstelle einer Unfallversicherung ein Zeitkonto aufgemacht. Und jeden Monat 18 Jahre lang Zeit für sie gespart. Zeit die sich in jedem nötigen Moment hätten nehmen können.

Ich bin reich

Sehr reich. Ich habe das große Privileg, dass mein zweites Standbein mit erlaubt mit Menschen sprechen zu dürfen. Ihnen zuhören zu dürfen. Sie gestatten mir zu erfahren was sie zu sagen und erlebt haben. Direkt, ganz nahbar. Ich darf die Geschichten aus erster Hand erfahren. Die kleinen feinen, schönen, lustigen und traurigen Erfahrungen die sie machten. Irgendwann die letzten 96 Jahre. Mein Geist darf eintauchen in alte verblichene Bilder die mit jedem weiteren Satz den sie mir erzählen lebendig zu werden scheinen und ein Glanz die alten Fotos in neuem Licht scheinen lassen.
Ein kostbarer Schatz.